Dies ist der vierte Teil und letzte Blogpost mit ein paar Gedanken zur University of Oxford:
I Oktober 2011: Einleitung: Zwischen Tradition & Moderne
II Mai 2012: Bewerbung
III Juni 2012: Akademia & Oxonians
IV Juli 2012: Oxford & Islam
// Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…
Die Geschichte der Universität Oxford reicht weit ins Mittelalter zurück. Seit mindestens 1096 wird hier unterrichtet. Doch was ist mit der Geschichte der Geschichte? Zumindest ein Teil ist wohl islamischen Ursprungs.
Im neunten und zehnten Jahrhundert wurden in der damaligen islamischen Welt sehr viele Madrassas, übersetzt Orte des Lernens, gegründet. In den folgenden Jahrzehnten entwickelten sich diese Einrichtungen von einfachen Unterrichtskreisen zu komplexen Bildungsinstitutionen (cf. Makdisi 1961, 1981, 1990).
Was haben diese Einrichtungen mit der Universität Oxford zu tun? Bildung in der islamischen Blütezeit hat Oxford nachhaltig geprägt. Es wird vermutet, dass einige Besonderheiten von der Universität ihren Ursprung in den Madrassas haben können. So weisen viele Colleges ebenso wie Madrassas architektonisch einen Vorhof auf. Auch das Grundkonzept des Tutoriensystems, durch das Studierende nicht nur einfach ein Fach erlernen sondern betreuungsintensiv ausgebildet werden und als Mensch (Stichwort Moral/Ahlak) reifen sollen, ähnelt manch Bildungskonzepten in den Orten des Lernens von Persien bis nach Andalusien.
Das knielange schwarze Gewand „sub-fusc“, welches beim Essen und in den Klausuren getragen wird, sehen wir heute noch bei den Imamen in den Moscheen. Der Hut, der bei Klausuren zwar mitgenommen aber bis nach Bestehen der Klausuren nicht aufgesetzt wird, könnte den Koran ersetzt haben, den Studierende in Madrassas aus Respekt u.a. auch auf dem Kopf getragen haben.
// …Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. (Hesse)
Über 7000 Muslime leben in Oxford. Die Moscheen vor allem im Stadtteil Cowley platzen freitags aus allen Nähten. Verschiedene Programme werden angeboten: Insbesondere das OTKF mit Talal al-Azam sowie Thaqib Mahmood und das Al-Salam Institute mit Akram Nadwi haben renommierte Gelehrte, die eine klassische islamische Ausbildung genossen haben und gleichzeitig an akademischen Institutionen in Großbritannien lehren und forschen.
An der Oxford Universität sind über 500 muslimische Studierende, die größtenteils in der Islamic Society zusammenkommen, welche sportliche Events, Vorträge, Essen im Ramadan sowie wöchentliche Freitagsgebete organisiert. Bekannt ist so zum Beispiel die Diskussion „Rethinking Islamic Reform“ von Hamza Yusuf und Tariq Ramadan vor 2 Jahren im Sheldonian.
Das Oxford Centre for Islamic Studies, welches bald ein neues Gebäude in der Nähe vom Magdalen College eröffnet, bietet Kurse, Vorträge, Stipendien und Forschungsprojekte. Im Sommer gibt es auch ein Young Muslim Leadership Programme für muslimische Briten zwischen 20 und 29 Jahren. Die Seite Oxford Islamic Studies weist einen Reichtum an Informationen rundum den Islam auf. Im Oriental Studies Department kann man u.a. islamwissenschaftliche Kurse besuchen. Und auch die anderen Departments befassen sich mit dem Islam. So lädt zum Beispiel “meine” Said Business School im Herbst zur zweiten Konferenz zum Thema Islamisches Marketing ein.
Der Islam als Teil des universitären Oxford. Von Anfang an. Bis heute.
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